Die Wiesn - Oktoberfest München

Nicht nur in Bayern und dem restlichen Deutschland werden die Begriffe "Münchner Bier" und "Ozapft is!" sofort in gedankliche Verbindung mit einer Populärveranstaltung gebracht, die als weltgrößtes Volksfest berühmt ist: das Oktoberfest in München. Alljährlich strömen Millionen Vergnügungssuchende (Rekord 1985: 7,1 Millionen, 2016: 5,6 Millionen Besucher) auf das traditionelle Festgelände auf der Theresienwiese nahe dem Hauptbahnhof im Stadtviertel Ludwigsvorstadt. Hier in unmittelbarer Nachbarschaft von Ruhmeshalle und der Stadtpatronin Bavaria geht seit Oktober 1810 die (Bier-)Post ab (mit Unterbrechungen in Kriegs- und sonstigen Notzeiten).

Ursprung des Oktoberfests

Das Oktoberfest hat seinen Ursprung in einer mit einem Pferderennen verbundenen öffentlichen Huldigung des frischvermählten Kronprinzenpaares Therese und Ludwig (als Ludwig I. Bayerns König von 1825 bis 1848) am 17. Oktober 1810. Daraus entwickelte sich im Lauf der Zeit ein immer größer werdendes, schliesslich zwei Wochen lang dauerndes Volksfest mit Bierzelten, Hähnchenbratereien ("Hendl") und Rummelplatzattraktionen. Um die häufig unfreundlichen Wetterlagen Mitte Oktober zu vermeiden, wurde der Festtermin auf die meist sonnenfreundliche Altweibersommerphase Ende September/Anfang Oktober vorverlegt. Seit 1872 beginnt das Oktoberfest am auf den 15. September folgenden Samstag und endet am ersten Oktober-Sonntag (2017: 16. 9. - 3. Oktober). In der Nazi-Zeit wurde das Oktoberfest als Symbol für die angebliche Volksgemeinschaft propagandistisch instrumentalisiert. Der schwärzeste Tag in der Geschichte des Oktoberfestes war der 26. September 1980: Damals starben durch eine Bombenexplosion bei einem Terroranschlag 13 Menschen. Mehr als 200 weitere Personen wurden verletzt.

Kutscheinfahrt der Wiesn-Wirte

Das von den Münchnern kurz "Wiesn" genannte Oktoberfest beginnt mit der Kutscheinfahrt der Wiesn-Wirte und dem seit 1950 mit viel Medienaufmerksamkeit verfolgten mittäglichen Fassanstich im Schottenhammel-Zelt durch Münchens jeweils amtierenden Oberbürgermeister. Ein Fassanstich mit möglichst wenigen Schlägen wird dabei als besonders positiv bejubelt ("Ozapft is!").

Der Bierpreis

In den ungefähr 35, zum Teil riesigen Bierzelten auf dem gut 30 Hektar großen Festgelände können gleichzeitig etwa 120.000 Menschen auf Bänken sitzen und lustig sein. Mittlerweile trägt jeder zweite Wiesn-Besucher, meist wenig authentische, Bayern-Tracht. Der Bierkonsum ist enorm. Durchschnittlich trinkt jeder statistische Besucher, inklusive Kindern und Nichtbiertrinkern, mehr als einen Liter Bier. Das - natürlich - nach dem Münchner Reinheitsgebot gebraute spezielle Wiesnbier der zugelassenen sechs Münchner Brauereien ist mit etwa 6,0 % Alkoholgehalt deutlich stärker als übliches Vollbier. Es erinnert an die traditionelle untergärige Bierspezialität Märzen. Ausgeschenkt wird das Festbier fast ausschließlich in gläsernen Einliter-Gläsern ("Maß"). Der Bierpreis und dessen mögliche Regulierung sind in schöner Regelmäßigkeit Thema hitziger öffentlicher Dispute. 2016 musste der Wiesn-Besucher etwa 10,50 pro Maß bezahlen. 2017 soll der Preis zumindest unter 11,- bleiben. Neben Bier wird auch Hochprozentiges und viel Sekt ausgeschenkt. Gegessen wird deftig: Neben etwa einer halben Million Hendl kommen Brezeln ("Brezn") und das Fleisch von ungefähr hundert Spießochsen auf den Tisch.

Das Schaustellerangebot

Als Ergänzung zu den Gastronomiebetrieben wird dem Wiesn-Besuchern ein breites Schaustellerangebot mit Nostalgie-Betrieben und Hightech-Fahrgeschäften präsentiert. Die augenfälligste Wiesn-Atraktion in dieser Hinsicht ist das fast 50 Meter hohe Willenborg-Riesenrad. Tradition pur sind die Rutschbahn Toboggan und das seit 1910 für sportliche und spaßige Herausforderungen sorgende Teufelsrad. Der älteste Schaustellerbetrieb ist die seit 1869 regelmäßig präsente Zauberbude Schichtl. Sehr viel jünger ist der moderne Freifallturm Power Tower II, der einen sicheren Absturz aus gut 70 Metern Höhe verspricht.

Festgelände auf der Theresienwiese

Das Festgelände auf der Theresienwiese ist mehr als 30 Hektar groß. Seit 2010 wird auf einem etwa drei Hektar großen Teilstück im Süden des Geländes mit der "Oiden Wiesn" an traditionelle Volksfestkultur angeknüpft . Münchner Brauchtum und Gemütlichkeit wird hier besonders betont. Geboten werden unter anderem ein Museumszelt mit Kinderprogramm und Schiffsschaukel, eine historische Wurstbraterei, Marionettentheater sowie die Festzelte "Herzkasperl" und "Tradition" mit Bier aus Keferloher Tonmaßkrügen.
Bei der Wiesn 2017, dem 184. Oktoberfest, sind aus Sicherheitsgründen das Tragen von Rucksäcken und großen Taschen sowie das Mitführen von Tieren verboten.